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medienkompetent?! – 7 Tipps fürs Training im Umgang mit Information

Um die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung steht es schlecht. In einer Studie erreichten die Teilnehmenden im Durchschnitt knapp 6 von 19 möglichen Punkten. Das entspricht – in Schweizer Schulnoten ausgedrückt – einer wohlwollenden 2 (!). In diesem Beitrag erfährst du mehr zu den Studienergebnissen und ich teile mit dir 7 praktische Tipps, die dir dabei helfen, deine Medienkompetenz zu trainieren. 


Funktionierende Demokratien beruhen auf gut informierten Bürgerinnen und Bürgern. In der digitalisierten Welt von heute wird Medienkompetenz – das Vermögen, Informationen aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu bewerten und zu verarbeiten – immer wichtiger. Die erste Schweizer Medienkompetenz-Studie (2022) in Auftrag des BAKOM zeigt, dass es in der Schweiz dringenden Handlungsbedarf gibt.

Hauptergebnisse der Medienkompetenz-Studie

Die Studie analysierte die Medienkompetenz von Erwachsenen in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz und kam zu ernüchternden Ergebnissen: Im Durchschnitt erreichten die Befragten nur knapp sechs von 19 möglichen Punkten im Gesamtindex der Medienkompetenz. Eine Untersuchung der Medienkompetenz nach soziodemografischen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau zeigte, dass vor allem ältere und weniger gebildete Menschen Defizite aufweisen.

Der Einfluss von Alter und Bildung

Interessanterweise sind es nicht die jüngsten Altersgruppen, die die grössten Kompetenzdefizite zeigen, sondern die älteren. Dies stellt die landläufige Meinung in Frage, dass vor allem junge Menschen Schwierigkeiten im Umgang mit Medien haben.


Vertrauen in Medien

Die Studie beleuchtete auch das Vertrauen in verschiedene Medienquellen und fand heraus, dass ein höheres Vertrauen in traditionelle Medien mit einer höheren Medienkompetenz korreliert. Umgekehrt verhält es sich mit dem Vertrauen in Social Media.

Handlungsempfehlungen der Studienautor*innen

Angesichts der Ergebnisse erachten die Autor*innen Studie mehrere Massnahmen als notwendig:

  1. Regelmässige Datenerhebung: Um Entwicklungen verfolgen zu können, sollten regelmässig Daten erhoben werden.
  2. Fokus auf ältere Bevölkerungsgruppen: Da vor allem ältere Menschen Defizite aufweisen, sollte die Medienbildung verstärkt auf diese Gruppe ausgerichtet sein.
  3. Lifelong Learning: Es sollte nicht nur im Schulalter Medienkompetenz vermittelt werden. Auch für Erwachsene muss es niederschwellige Angebote wie Online-Selbsttests (siehe «newstest» unten) geben, die neben der Messung der eigenen Medienkompetenz auch praktische Tipps zur Verbesserung bieten.
  4. Stärkung des Vertrauens in traditionelle Medien: Da ein höheres Vertrauen in traditionelle Medien mit höherer Medienkompetenz zusammenhängt, muss auch hier angesetzt werden.

7 praktische Tipps für mehr Medienkompetenz

Die Studie zur Medienkompetenz in der Schweiz hat gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Vor allem ältere und weniger gebildete Menschen benötigen Unterstützung, um den Herausforderungen der digitalen Medienlandschaft gewachsen zu sein. Die Förderung von Medienkompetenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Ist es nicht Zeit, dass wir diese Herausforderung als Gesellschaft gemeinsam angehen?

Jede*r von uns kann einen Beitrag für mehr Medienkompetenz in der Schweiz leisten. Damit du deinen eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Information trainieren kannst, habe ich für dich sieben praktische Tipps zusammen gestellt:

 

Tipp 1: Mach den Newstest!

Versuche herauszufinden, wo du in Sachen Medienkompetenz stehst. Entspricht dein Selbstbild der Realität? Einige Personen in meinem Umfeld wurden von ihrem Resultat überrascht. Das ist das schwierige an der Medienkompetenz – man merkt im Alltag nicht, wie es um die eigenen Fähigkeiten bestellt ist. Mach den Newstest! Im digitalen Selbsttest überprüfst du deine Fähigkeiten im Umgang mit Nachrichten im Internet. Der Test wurde im Oktober 2023 von der SRG Public Value, dem Verein Politools, dem Medieninstitut des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN und der Stiftung Mercator Schweiz lanciert. Er besteht aus fünf Bereichen, in denen du Fragen im Umgang mit Nachrichten beantworten und Informationen bewerten musst. Die Auswertung zeigt dir, wie gut deine Medienkompetenz ist und gibt dir Tipps zur Verbesserung. Newstest.ch entstand auf der Vorlage von der-newstest.de, der 2021 von der Stiftung Neue Verantwortung für Deutschland entwickelt worden ist. Die Schweizer Version entstand im Rahmen der ersten Schweizer Medienkompetenz-Studie.


Tipp 2: Sei kritisch!

In einer Zeit, in der Fehlinformationen und Manipulationen weit verbreitet sind, ist Medienkompetenz ein Schutzschild. Sie hilft dir, dich vor falschen Informationen und gefälschten Nachrichten zu schützen. Nutze Faktenchecker wie mimikama und correctiv.org (um nur zwei Beispiele zu nennen), um die Wahrheit hinter den Schlagzeilen zu finden.

 

Tipp 3: Prüf deine Quellen!

Es ist entscheidend zu wissen, woher deine Nachrichten kommen. Schau dir das Impressum von Nachrichtenquellen an, um ihre Glaubwürdigkeit zu beurteilen. Private Medien können eine politische Tendenz haben, während seriöse Medien transparent sind und ihre journalistischen Prinzipien offenlegen. Beziehe Nachrichten und Informationen aus verschiedenen Quellen, um ein ausgewogenes Bild zu erhalten.

 

Tipp 4: Stell wichtige Fragen!

Nutze die «W-Fragen» (Wer, Was, Wann, Wie, Wo und Warum), um Nachrichten und Informationen kritisch zu hinterfragen. Wer hat die Nachricht verfasst? Was ist die Absicht dahinter? Sind alle relevanten Informationen vorhanden?

 

Tipp 5: Geh verantwortungsvoll mit dem Teilen von Nachrichten um!

Moooooment! Willst du das jetzt wirklich teilen? Warum? Sei dir deiner Verantwortung bewusst, wenn du Nachrichten in sozialen Medien teilst. Überprüf die Quellen und den Wahrheitsgehalt, bevor du Informationen weitergibst. So verhinderst du, dass sich Fehlinformationen wie ein Lauffeuer verbreiten. Du bist unsicher? Im Zweifelsfall: TEILE ES NICHT!

 

Tipp 6: Trainiere deine Medienkompetenz mit anderen!

Medienkompetenz betrifft nicht nur dich, sondern auch die Gemeinschaft. Ermutige deine Kinder und andere Familienmitglieder, Medienkompetenz zu entwickeln. Gemeinsam Nachrichten zu hinterfragen und zu diskutieren, kann eine lehrreiche und sinnvolle Aktivität sein. Dabei geht es nicht darum, zu kontrollieren, sondern zu unterstützen und miteinander zu lernen. Sprich Menschen in deinem Umfeld an, wenn sie «eigenartige Dinge» teilen und zeig ihnen, worauf sie beim nächsten Mal achten können.

 

Tipp 7: Lerne immer weiter!

Halte dich über technische Entwicklungen in der Medienlandschaft auf dem Laufenden. Was bedeutet es, wenn zum Beispiel immer mehr Inhalte von oder mit künstlicher Intelligenz erstellt werden? Medienkompetenz ist kein statisches Wissen, sondern erfordert eine kontinuierliche Anpassung an neue Technologien und Trends.


Und jetzt: Mach den ersten Schritt und kläre deine Ausgangslage mit dem NewstestAls Journalistin liege ich bei diesem Thema von Berufswegen über dem Durchschnitt und lege mit 27.5 von 30 Punkten vor (mein Learning: beim Wissen über die Besitzverhältnisse habe ich Nachholbedarf). Welchen Medienkompetenz-Wert erreichst du?


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