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Rückblick Juli 2023: Ein Teil vom Ganzen

Ob es an der freien Zeit liegt oder am Zeitgeist? Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall war dieser Juli für mich ein Monat der Achtsamkeit. Ich fühle mich mit der Welt verbunden wie nie zuvor. Dazu beigetragen hat vor allem das Buch «Zeitalter der Resilienz», mit dem es Jeremy Rifkin gelingt, den Menschen wieder auf seinen Platz IN der Natur zu verweisen. 


Ich lese Jeremy Rifkins «Zeitalter der Resilienz». Inmitten toter Olivenbäume. Schwarz und blattlos ragen sie in den blauen Himmel Süditaliens. Sie sind Zeitzeugen der Globalisierung. Opfer des Feuerbakteriums, das der Mensch in Frachtschiffen und Flugzeugen hier her gebracht hat.

Xylella fastidiosa macht die Olivenhaine Apuliens zu Geisterwäldern. Und es ist nicht wählerisch: Gemäss EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) dienen ihm über 560 Pflanzenarten als Wirt. Olivenbäume, Zitrusfrüchte, Weinreben, Pfirsich-, Kirsch- und Mandelbäume, Rosmarin, Kaffeepflanzen... Das zerstörerische Bakterium verstopft die Poren der Pflanzengefässe (Xylem) und blockiert den Wasser- und Nährstofftransport. Die befallenen Pflanzen verdursten –auch wenn sie gewässert werden.

Das Feuerbakterium wurde 2008 erstmals in der Stadt Lecce nachgewiesen. Von dort hat es sich über die Jahre nordwärts über Brindisi und Tarent bis Bari verbreitet. Mittlerweile sind 750’000 Hektare betroffen. Jeder zweite Olivenbaum in diesem Gebiet ist gefährdet. Die regionale Verwaltung hat 2021 (!) begonnen, sich mit dem Feuerbakterium zu befassen.

Laut der apulischen Zweigstelle des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti fielen in der Region bislang rund 21 Millionen Olivenbäume dem Feuerbakterium zum Opfer. Etwa 5’000 Arbeitsplätze sind dadurch in der Wertschöpfungskette der Olivenölproduktion verloren gegangen.


Olivenhain mit Xylella fastidiosa bei Surano. Foto: Sjor
Olivenhain mit Xylella fastidiosa bei Surano. Foto: Sjor

In meine Nase steigt Rauch. In den zwei Wochen, die ich hier unten verbringe, brennt es immer wieder. Selbst im Schatten ist es 40 Grad. Am Strassenrand sehe ich immer wieder Berge von Müll. Wir fahren an verdorrten Bäumen vorbei. Futter fürs Feuer. Verzweiflung.

Wir stehen nicht über der Natur, wir sind die Natur!

Vor dieser Kulisse stimme ich Ökonom und Bestsellerautor Jeremy Rifkin zu: Die Inbesitznahme der Erde und das Streben nach industrieller Effizienz hat uns an den Rand des ökologischen Untergangs gebracht. Die Geschichte der Menschheit und die Zukunft dieser Welt müssen neu überdacht werden. Nur durch einen radikalen Wandel unseres Selbstverständnisses können wir uns noch retten.


Rifkins Buch hat mich schwer beeindruckt (mehr dazu bald auf dem Bücherberg-Blog). Es gelingt ihm, den Menschen wieder auf seinen Platz in der Natur zu verweisen. Wusstest du, dass wir nur zu 43 % aus menschlichen Zellen bestehen? Was wir als «unseren Körper» bezeichnen, besteht zu 57 % aus Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Archaeen, Protisten, Viren), die uns «bewohnen». Der Mensch ist eine Biosphäre ohne feste Grenzen.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass wir uns als Teil eines Ökosystems verstehen müssen. Wir sollten uns anpassen und widerstandsfähig werden, anstatt die Natur auszubeuten. Rifkin beschreibt den globalen Weg von einer Zeit des Fortschritts zu einer Zeit der Resilienz, der politische, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte umfasst.

Ich nehme viele schöne, aber auch beunruhigende Eindrücke aus dem Urlaub mit. Und ein Gefühl der Demut. Es erdet mich. Macht mich zum Teil dieser Welt. Ich bin DIESE ERDE. Und du bist sie auch!

Kindern schaffen vieles selbst – wenn man sie nur lässt! Das Sommerfest der ArcoBern – Social Transformation School war ein grossartiges Beispiel dafür.
Kindern schaffen vieles selbst – wenn man sie nur lässt! Das Sommerfest der ArcoBern – Social Transformation School war ein grossartiges Beispiel dafür.
Viele Jahre habe ich keinen Widehopf mehr gesehen. In Italien ist er in seinem unverwechselbaren Bogenflug  immer mal wieder über unseren Pool geflogen.
Viele Jahre habe ich keinen Widehopf mehr gesehen. In Italien ist er in seinem unverwechselbaren Bogenflug immer mal wieder über unseren Pool geflogen.
Die Ferien im Süden waren schön (heiss). Aber ich bleibe dabei: Mein Herz schlägt für den Norden! Nächstes Jahr ziehen wir wieder mit dem Wohnmobil los.
Die Ferien im Süden waren schön (heiss). Aber ich bleibe dabei: Mein Herz schlägt für den Norden! Nächstes Jahr ziehen wir wieder mit dem Wohnmobil los.
Die toten Olivenbäume des Südens haben mich sehr beschäftigt. Vor allem auch die Tatsache, dass ich vom Feuerbakterium noch nie zuvor etwas gehört habe.
Die toten Olivenbäume des Südens haben mich sehr beschäftigt. Vor allem auch die Tatsache, dass ich vom Feuerbakterium noch nie zuvor etwas gehört habe.


Woran ich im Juli 2023 unter anderem gearbeitet habe

  • Ich habe einen Rückblick zur Fachtagung Kreislaufwirtschaft Bau geschrieben.
  • Ich habe einen Bericht über die QV-Feier der Holzbau Schweiz | Sektion Bern geschrieben und bin – aufgrund eines Missverständnisses – als Fotografin eingesprungen.
  • Ich habe mich mit einer deutschen Hochschule zum ersten Online-Meeting getroffen. Gemeinsam haben wir die Grundlagen für ein Sketchnote-Konzept erarbeitet. Das Endresultat soll das Image der Institution stützen.
  • Ich habe eine erste Besprechung mit einem Neukunden, der Illustrationen für die Vermittlung der neuen Unternehmensvision braucht.
  • Für einen Kunden fuchse ich mich gerade wieder bei Socialpilot ein.

Das hat im Juli 2023 mein Interesse geweckt 

  • Ich war am Sommerfest der ArcoBern – Social Transformation School. Die Kinder haben ein vielfältiges Programm in Eigenregie auf die Beine gestellt. Die Lernbegleitenden waren bei Bedarf unterstützend da. Grossartig!
  • Ich habe mir den Online-Kurs Storytelling in Podcasts der Reporterfabrik angeschaut.
  • Ich habe bei einem coolen Projekt von Rahel Tschopp mitgewirkt und kurz vor den Ferien noch ein Audio-File zum Thema «Das wünsche ich der Schule» aufgenommen. Rahel gestaltet ein neues Kartenset mit QR-Codes: Rund 90 A5-Karten mit Fotos aus verschiedenen Ländern, die das Lernen innerhalb der Schule zeigen – und das Draussenlernen. Die Kartensets werden gedruckt, so dass sie z. B. bei der Arbeit mit Schulteams, mit Eltern, mit Politiker*innen verwendet werden können.

Was bei mir im Juli 2023 sonst noch los war

  • Feeeeerien! Ich war mit meinen Liebsten und einer befreundeten Familie zwei Wochen in Süditalien.

Mein Bücherberg im Juli 2023

Meine Leserei tracke ich mit READO. Mehr zur App ein anderes Mal.
Meine Leserei tracke ich mit READO. Mehr zur App ein anderes Mal.

In meinem Urlaub hatte ich viel Zeit zum Lesen. Diese drei Bücher möchte ich besonders hervorheben (später dann auch noch mehr dazu auf dem Bücherberg-Blog):

 

Mythos Mutterinstinkt: Wie moderne Hirnforschung uns von alten Rollenbildern befreit und Elternschaft neu denken lässt – Von Muttertät und Matreszenz. Ein rollenaufbrechendes Buch! Befreiend, nicht nur für Mütter, sondern für alle Menschen, die im Leben eines Kindes eine Rolle spielen.

 

Das Zeitalter der Resilienz – Leben neu denken auf einer wilden Erde: Ein grossartiges Buch, das es schafft, den Menschen wieder mit der Natur zu verbinden. Eine eindringliche Leseempfehlung von mir! Einige Gedanken dazu findest du auch oben im Rückblick.

 

Wildnis – Unser Traum von unberührter Natur: Nominiert von »Bild der Wissenschaft« für das Wissensbuch des Jahres 2023 – zurecht! Eine überraschende «Kurskorrektur», die aufzeigt, dass Wildnis nicht mit unserem «gemachten» Wald gleichzusetzen ist.



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