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Glückwünsche über LinkedIn: Wertschätzung funktioniert NICHT per Klick

«Barbara Zesiger hat heute Geburtstag. Gratulieren Sie in einer privaten Nachricht.» Dieser Hinweis ist gestern bei vielen Menschen aus meine LinkedIn-Netzwerk aufgepoppt. Social Media nehmen uns das Denken ab und erinnern uns an solche Dinge. Auch dann, wenn sie uns eigentlich gar nicht so wichtig sind. Was gestern bei mir passiert ist, gibt mir echt zu denken. Ich habe bis um 23 Uhr genau 200 Nachrichten erhalten. Ein Grund zur Freude? Nicht immer.

Die Klick-Armada oder falsche Wertschätzung

56.5 % (113 Personen) der Nachrichten beinhalteten nur den klickbaren Textvorschlag von LinkedIn. Ich habe gestern 113 Mal (!) exakt denselben Satz, mit exakt derselben Struktur und exakt demselben Ausrufezeichen am Ende gelesen

Diesen Menschen war ich EINEN (!) Klick wert. EINEN Klick, bei dem sie nichts denken mussten. Sie haben keinen Gedanken an mich verschwendet. Nur teilnahmslos geklickt. So wie sie es immer machen, wenn LinkedIn sie auf einen Geburtstag hinweist. 

Das, liebe Leute, ist KEINE Wertschätzung. So werden keine Beziehungen gepflegt. Ich werde mich an keine einzige Absenderin, an keinen einzigen Absender erinnern. Warum sollte ich?!

Die Minimalisten und Egoisten

37,5 % (75 Personen) haben den LinkedIn-Text mit Emojis und meinem Namen angereichert. Zwei Personen aus dieser Gruppe haben in derselben Nachricht, in der sie mir gratulierten, ihr Angebot gepitcht.

Diese Gruppe hat einen minimalen Aufwand auf sich genommen und mich persönlich mit Namen angesprochen. Ein bisschen Wertschätzung lässt sich schon erahnen. Immerhin haben sie nachgeschaut, wem sie da gerade gratulieren. Einige wenige haben sich sogar intensiver mit meinem Profil befasst und mich als potentielle Kundin identifiziert: Die Gratulation wurde zur schamlosen Selbstdarstellung.

Die Aufrichtigen

Nur 6 % (12 Personen) haben sich richtig Mühe gegeben und sich beim Verfassen der Nachricht echte Gedanken über mich bzw. uns gemacht. Danke! Über eure persönlichen, authentischen Text-, Bild- und Videonachrichten habe ich mich sehr gefreut. Ihr seid mir in der Masse positiv aufgefallen und bleibt mir in Erinnerung. Gut gemacht!


Was lernen wir daraus? Über bewusstes, ernstgemeintes Gratulieren kann man sich auf LinkedIn differenzieren UND anderen eine echte Freude machen. Tönt einfach? Ist es eigentlich auch...


Fünf Tipps für wertschätzende Gratulationen über LinkedIn (und andere Kanäle)

  • TIPP 1 | Nur weil dir LinkedIn einen Geburtstag anzeigt, musst du noch lange nicht gratulieren.
    Überlege dir, ob du zum Geburtstagskind bereits eine Beziehung aufgebaut hast. Wildfremden aus dem Nichts zum Geburtstag zu gratulieren, wirkt sehr unnatürlich. Vielleicht ist in diesem Moment einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt?
  • TIPP 2 | Wertschätzung zu zeigen ist DEINE Aufgabe. LinkedIn kann das nicht für dich übernehmen.
    Sei nicht faul und klicke auf den vorgeschlagenen Text. Das merkt man. Du bist nämlich – oh, Wunder! – nicht der einzige faule Mensch auf LinkedIn (siehe oben). Wenn du in Versuchung kommst, verzichte besser auf einen Gratulation. Mit dem Klick-Text bist du Eine*r von Vielen. Das ist nicht beziehungsfördernd, denn es bringt weder dir noch dem Geburtstagskind etwas.
  • TIPP 3 | Sei spontan.
    Verwende keinen Copy- & Paste-Text. Erst recht nicht jedes Jahr denselben. Wenn du mit der Person im vergangenen Jahr nie Nachrichten ausgetauscht hast, folgen womöglich zwei deiner Gratulationen direkt nacheinander. Spar dir die Peinlichkeit.
  • TIPP 4 | Halt dich zurück.
    Es geht jetzt gerade NICHT um dich! Schick keine Websites und keine Pitchs mit der Gratulation mit.
  • TIPP 5 | Nimm es persönlich. Mach es persönlich.
    Mach dir Gedanken über die Person, der du gratulieren möchtest. Was verbindet euch? Vielleicht ist dir ein Beitrag besonders in Erinnerung geblieben? Nutz die Gelegenheit für ein positives Feedback. Gratuliere von ganzem Herzen. Feiere eure Beziehung. Sei du! Und um Himmelswillen: Nenne das Geburtstagskind beim Namen.

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