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Storytelling: Erzähl die Zukunft in der Gegenwart!

Als Kommunikationsberaterin und Texterin arbeite ich oft mit Menschen, die eine Vision haben. Sie stellen sich die Zukunft vor und erzählen davon, was sein könnte, was man machen müsste, wo man anpacken sollte, wie man es erreichen würde. Der Konjunktiv ist omnipräsent. Warum ich empfehle, beim Erzählen von Zukunftsgeschichten in der Gegenwart zu bleiben, erfährst du in diesem Beitrag. 


Foto: Created by Barbara Zesiger / Midjourney
Foto: Created by Barbara Zesiger / Midjourney

Menschen sind von Natur aus erzählende Wesen. Wir lieben Geschichten und nutzen sie, um Erfahrungen zu teilen, Informationen zu vermitteln und Verbindungen herzustellen. Storytelling ist eine mächtige Methode, um Menschen zu inspirieren, zu motivieren und zum Handeln zu bewegen. Mit Geschichten schaffst du emotionale Brücken zu deinen Zuhörer:innen und Leser:innen. Diese Verbindungen hat das Potenzial, Veränderungen herbeizuführen.

 

Die Art und Weise, wie wir sprechen und schreiben, hat grossen Einfluss auf unser Denken und unser Handeln. Unsere Worte haben die Macht, unsere Gedanken zu formen. Unsere Gedanken wiederum beeinflussen unser Verhalten. Deshalb lohnt es sich, achtsam mit unserer Wortwahl und mit grammatikalischen Finessen umzugehen. 

 

Konjunktiv: Das passiert, wenn du in der Möglichkeitsform erzählst

Wenn du beim Erzählen von Zukunftsgeschichten den Konjunktiv

(die Möglichkeitsform) verwendest, erzeugst du eine Atmosphäre der Unsicherheit und des Zweifels. Indem du zum Beispiel sagst: «Es könnte eine bessere Welt geben, wenn ...» oder «Man sollte vielleicht daran denken, dass ...», weckst du den Eindruck, dass deine Visionen und Ziele nur hypothetisch oder ungewiss sind. Du drückst dadurch unbewusst Zweifel an deinem Narrativ aus. Das kann die Motivation und den Glauben sowohl bei dir selbst als auch bei deinen Zuhörer:innen und Leser:innen mindern. Der Konjunktiv lässt Raum für Passivität. Deine Visionen und das Handeln, dass ihnen vorangeht, liegen weit in der Ferne und sind schwer greifbar.

Indikativ Präsens: Erzähl von deiner besseren Welt, als ob sie bereits existiert!

Ich empfehle meinen Kund:innen und nun auch dir, bei der Erzählung von Visionen und Zielen nicht im Konjunktiv zu sprechen oder zu schreiben. Denn wenn du stattdessen Indikativ Präsens (die Gegenwartsform) verwendest, passiert etwas Erstaunliches: 

  1. Du schaffst eine Atmosphäre des Handelns und des Engagements. Indem du die Zukunft im Präsens erzählst, erzeugst du sofort ein Gefühl von Realität und Aktivität. Das spürst nicht nur du als Sender:in. Die Menschen, die du mit deiner Botschaft ansprechen willst, erleben dasselbe.
  2. Du berührst und inspirierst andere mit deinem Storytelling. Mit Geschichten kannst du deine Ideen und Visionen auf emotionale Weise vermitteln und andere für deine Sache gewinnen. Wenn du von einer besseren Welt sprichst, solltest du das mit Überzeugung und Leidenschaft tun. Das gelingt dir besonders gut, wenn du deine Geschichten so erzählst, als ob deine bessere Welt bereits existiert. Mit gegenwärtiger Sprache holst du Utopia näher an dich und dein Publikum heran.
  3. Du hilfst dir und anderen an deine Geschichte zu glauben. Indem du in deiner Kommunikation den Konjunktiv meidest (es gibt auch Momente, in denen du das nicht tun solltest > siehe ganz unten) und stattdessen die beschreibende Gegenwart nutzt, hilfst du anderen, an deine Vision zu glauben. Wenn du von Dingen sprichst, als ob sie bereits wahr sind, erzeugst du eine positive Energie und einen starken Glauben daran, dass diese Realität erreicht werden kann. Das kann Menschen dazu motivieren, aktiv an der Verwirklichung eines Ziels mitzuwirken.
  4. Du kommunizierst handlungsorientiert. Wenn du von einer besseren Welt redest, als ob sie bereits existiert, ermutigst du andere, aktiv zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Du weckst das Bewusstsein dafür, dass jede:r Einzelne einen Beitrag leisten kann, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Indem du deine Geschichten in einer positiven, handlungsorientierten Sprache präsentierst, ermutigst du andere, sich einzubringen und Veränderungen herbeizuführen.
  5. Du aktivierst bei deinem Gegenüber das Kopfkino. Dinge, die in der Gegenwart sind, können sich Menschen lebhafter vorstellen. Nutz die Vorstellungskraft deiner Zielgruppe! Wenn die neue Realität in deiner Sprache bereits existiert, identifizieren sich deine Zuhörer:innen und Leser:innen leichter mit dieser Vision. Und sie stellen sich im besten Fall sogar vor, wie sie dazu beitragen können. Engagiert und motiviert setzen sie sich aktiver für Ziele ein.
  6. Du vereinst Menschen. Wenn du von einer besseren Welt sprichst, als ob sie bereits Realität ist, erzeugst du einen positiven Einfluss auf dein Umfeld. Deine Worte haben die Kraft, die Atmosphäre zu verändern und andere zu inspirieren, ebenfalls positiv zu handeln. Indem du eine Sprache verwendest, die bereits von dieser besseren Welt spricht, schaffen wir eine kraftvolle Vision, die Menschen zusammenbringt und den Weg für einen tatsächlichen Wandel ebnet.

Lass uns die Macht des Storytellings nutzen, um unsere Visionen einer besseren Welt in die Tat umzusetzen. Lass uns sprechen und schreiben, als ob wir unsere Ziele bereits erreicht haben. Gestaltest du mit mir die Zukunft in der Gegenwart?


Die sinnvolle Verwendung des Konjunktivs

Du sollst den Konjunktiv nicht komplett aus deiner Sprache streichen. In bestimmten Fällen ist es durchaus sinnvoll, ihn zu verwenden. Hier einige Beispiele dafür:

  • Möglichkeiten und Spekulationen: Wenn wir über hypothetische Situationen, Möglichkeiten oder Spekulationen sprechen, kann der Konjunktiv angemessen sein. Zum Beispiel: «Es wäre interessant, wenn wir in der Zukunft eine Technologie hätten, die uns das Fliegen ermöglicht.»
  • Höflichkeit und indirekte Rede: In höflichen oder indirekten Aussagen wird oft der Konjunktiv verwendet. Zum Beispiel: «Ich hätte gern gewusst, ob Sie mir helfen könnten.»
  • Bedingte Aussagen: Wenn wir Bedingungen oder Voraussetzungen für eine bestimmte Situation angeben, verwenden wir den Konjunktiv. Zum Beispiel: «Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne mit dir reisen.»
  • Zitate und Berichterstattung: Wenn wir Zitate oder indirekte Rede wiedergeben, verwenden wir oft den Konjunktiv. Zum Beispiel: «Er sagte, er wünschte, er hätte mehr Zeit für seine Hobbys.»

Das Indikativ Präsens

Das Indikativ Präsens drückt Handlungen, Ereignisse oder Zustände in der Gegenwart aus. Es ist die grundlegende Zeitform des Verbs und wird in vielen verschiedenen Kontexten verwendet. Einige der gängigsten sind:

  • Aussagen von Tatsachen: Der Indikativ Präsens wird verwendet, um allgemeine Fakten oder Informationen auszudrücken. Zum Beispiel: «Die Sonne scheint.» oder «Wasser kocht bei 100 Grad Celsius.»
  • Gewohnheiten und wiederholte Handlungen: Wenn über regelmässige Handlungen oder Gewohnheiten gesprochen wird, wird der Indikativ Präsens verwendet. Zum Beispiel: «Ich gehe jeden Morgen joggen.» oder «Er liest gerne Bücher.»
  • Aktuelle Situationen: Der Indikativ Präsens wird verwendet, um über gegenwärtige Zustände oder Situationen zu sprechen. Zum Beispiel: «Ich fühle mich gut.» oder «Sie sitzt im Büro.»
  • Anweisungen oder Anleitungen: Wenn Anweisungen, Rezepte oder Handlungsanweisungen gegeben werden, wird oft der Indikativ Präsens verwendet. Zum Beispiel: «Schneide die Zwiebel in kleine Stücke.» oder «Gib das Salz in den Teig.»
  • Zeitliche Ausdrücke: Wenn über Zeitpläne, Zeitabläufe oder Zeitpunkte in der Gegenwart gesprochen wird, wird der Indikativ Präsens verwendet. Zum Beispiel: «Der Zug fährt um 8 Uhr ab.» oder «Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.»


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