So schreiben Sie (k)einen langweiligen GV-Bericht

Langweilen Sie Ihren Leser nicht mit einem trockenen GV-Bericht!
Langweilen Sie Ihren Leser nicht mit einem trockenen GV-Bericht!

Generalversammlungen (GV) von Vereinen und Verbänden sind nur selten spannend. Erst recht nicht, wenn man selber gar nicht dabei war. In meiner Karriere als Redaktorin landeten jede Menge GV-Berichte auf meinem Schreibtisch. Die meisten waren... laaangweilig!

 

In Anlehnung an das Protokoll verfasst da irgendjemand – manchmal mehr, meist weniger freiwillig – einen gut gemeinten Bericht, der sein Ziel total verfehlt: Statt Interesse zu wecken, löst er beim Leser reflexartig ein Gähnen aus. Der Text wird ungelesen beiseite gelegt oder unkonzentriert überfolgen. Die Informationen, die durchaus interessant sein können, kommen nicht an. 

In sieben Schritten zum lesenswerten GV-Bericht

  • Vergessen Sie, dass Sie selbst dabei waren! Versetzen Sie sich in die Position des neugierigen Abwesenden! Was möchten Sie gerne von der Versammlung wissen? Dass sie anhand einer Traktandenliste abgehalten wurde? Nein! Richtet sich der Bericht auch an Aussenstehende, müssen eventuell auch Sachverhalte aufgeführt werden, die für Mitglieder des Vereins oder des Verbandes völlig klar sind.
  • Beantworten Sie die W-Fragen: Wer, was, wann, wo, warum?
  • Der GV-Bericht ist KEIN PROTOKOLL! Vergessen Sie den zeitlichen Ablauf! An den Anfang Ihres Berichts gehört nicht, was als erstes auf der Traktandenliste stand. Eröffnen Sie Ihren Text mit dem Wichtigsten bzw. dem Aussergewöhnlichsten! Die Chronologie des Anlasses muss in Ihrem Bericht nicht wiedergespiegelt werden. Personal- und Finanzfragen sind bei einer GV interessanter als die Begrüssung der Anwesenden oder das Menü. Allgemeine Infos zum Veranstalter (Verein, Verband, etc.) gehören eher an den Schluss des Berichts.
  • Halten Sie sich kurz! Meist geschieht im Rahmen einer GV nichts Weltbewegendes. Versuchen Sie den Bericht zur Veranstaltung angemessen kurz zu halten. In der Regel reichen 1'500 Zeichen bei weitem aus.
  • Halten Sie sich noch kürzer! Was für die Textlänge gilt, gilt noch mehr für die Satzlänge. Schreiben Sie in kurzen, klaren Sätzen. Vermeiden Sie Schachtelsätze mit vielen Kommas. Meist lassen sich aus solchen Ungetümen sinnvoll mehrere Sätze bilden.
  • Lassen Sie die Menschen sprechen! Der Präsident hat etwas Bedeutendes gesagt? Geben Sie es in seinen Worten als Zitat in Ihrem Bericht wieder. Der Wechsel zwischen indirekter und direkter Rede lockert einen Text auf und verstärkt beim Leser das Gefühl, am Geschehen selber teilzuhaben.
  • Lockern Sie Ihren Bericht mit Fotos auf! In Zeiten, in denen jeder ein Mobiltelefon mit Kamera bei sich trägt, sollten Sie unbedingt einige Bilder vom Anlass schiessen. Dabei sollten nicht die Hinterköpfe der versammelten Mitglieder Ihr Hautmotiv sein. Wagen Sie sich in die Nähe des Rednerpults und machen Sie einige Portraitaufnahmen der Redner. Fotografieren Sie die Anwesenden in gelöster Atmosphäre - z.B. während sie sich beim Apéro angeregt unterhalten. Achten Sie bei der Auswahl der Bilder darauf, dass sich niemand durch eine allfällige Publikation verletzt fühlen könnte. Wer findet schon gerne eine Grimasse von sich in der Dorfzeitung... Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie besser um Erlaubnis.

Foto: Unsplash, Pixabay

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