SMS - Bedrohen Kurzmitteilungen unsere Sprachen?

SMS sind schnell geschrieben und noch schneller verschickt. Sprachpuristen schlagen Alarm: Auf Rechtschreibung wird nicht geachtet! Englisch verdrängt unsere Landessprachen! So ihre Annahme. Eine Untersuchung der Universität Zürich gibt nun Entwarnung.


Text: Barbara Zesiger


26'000 SMS - das ist die Basis der breit angelegten Untersuchung des Forschungsteams rund um Elisabeth Stark vom Romanischen Seminar der Universität Zürich. Ein Ergebnis: Die Annahme, dass SMS häufig englische Ausdrücken enthalten, ist widerlegt.

 

Je 4'600 SMS von zumeist jungen Menschen aus der Deutsch- und der Westschweiz wurden auf Anglizismen untersucht. Nur 3,16 Prozent (deutsch) respektive 2,34 Prozent (französisch) aller Wörter oder Wortteile waren englisch; die meisten davon Entlehnungen wie «Computer», «Handy» oder «joggen/jogging», die längst auch im Duden und im Grand Robert zu finden sind. Weniger als 0,6 Prozent waren «echte» englische Wörter. Dabei wurden Begrüssungs- und Abschiedsformeln wie «Hi», «Love you» oder «Kisses» am häufigsten benutzt. «Die Anglizisten sind da, aber sie bedrohen die einheimischen Sprachen nicht»,  ist sich Elisabeth Stark sicher.

 

Jede vierte SMS ist mehrsprachig

Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer beim «simsen» häufig zwischen Dialekt und Standard-Sprache wechseln. Auch Wörter aus einer anderen Landessprache werden rege genutzt: Rund ein Viertel (24 %)  der untersuchten SMS wurden mehrsprachig verfasst. (Deutschschweiz: 28 % / Französische Schweiz: 15 % / Rätoromanische Schweiz: 53 % / Italienische Schweiz: 23 %). «Im Vergleich zum Ausland sind diese Zahlen sehr hoch», so Stark. Die Mehrsprachigkeit der Schweiz zeige sich damit auch in den Kurzmitteilungen der Landesbevölkerung. 

 

Auf Rechtschreibung wird geachtet

Was in der Schule gelernt wurde, zählt: Schweizerinnen und Schweizer halten sich auch in ihren SMS an die Rechtschreiberegeln. Sie achten stark auf korrekte Orthographie. Die verbreitete Annahme, dass bei SMS so wenig Buchstaben wie möglich benutzt würden, konnte widerleget werden. Stark erklärt sich die Treue zur Rechtschreibung damit, dass der Schreibprozess quasi automatisch abläuft: «Die Menschen denken beim Schreiben gar nicht daran, bei der grammatischen Information Zeichen zu sparen.» 

Achten Sie beim Verfassen einer SMS auf die Rechtschreibung? Schreiben Sie in mehreren Sprachen? Über Ihren Kommentar freue ich mich.


Die Untersuchung

Das internationale Projekt sms4science erforscht die Kommunikation per SMS und versucht, die sprachlichen Merkmale der Kurznachrichten zu beschreiben. Für das Schweizer Teilprojekt wurden im Jahr 2009 alle Handynutzer/innen in der Schweiz eingeladen, von versandten SMS eine Kopie an eine Gratisnummer zu schicken und im Internet einen anonymen Fragebogen ausufüllen. In der Schweiz kamen so rund 26'000 SMS (18'000 deutsch / 4'600 französisch / 1'500 italienisch / 1'100 rätoromanisch) zusammen. Beteiligt sind Forschende der Universitäten Zürich, Neuenburg, Bern und Leipzig.



Bild: bz

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Kommentare: 1
  • #1

    Zigaretten kaufen (Montag, 03 Oktober 2016 18:27)

    Also wie manche Leute manchmal schreiben... Da macht man sich schon Gedanken ob die deutsche Sprache nicht verloren geht.

    Gruß H. Pfarrer