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Make every Word count (Provost, 1980)

Darum geht es in diesem Buch

Gary Provost (1980): Make every Word count.

Dieses Buch verbindet. Mich mit Gary Provost. Und mich mit dir. Und das fühlt sich gut an.

 

Hast du gewusst? Wir haben einen stillen Vertrag miteinander. Du als Leser*in und ich als Schreibende. Er basiert auf Vertrauen und Zuneigung. Du erwartest von mir, dass ich dich durch die Wahl meiner Wörter, sinnvoll und im besten Fall unterhaltsam durch meinen Text führe und du dabei gar nicht merkst, dass du liest. Ich erwarte von dir, dass du dich vertrauensvoll in meine Texte fallen lässt.

 

In «Make every Word count» geht es um weit mehr als nur darum, wie man Texte schreibt, die funktionieren. Eigentlich ist es ein Beziehungsratgeber für Schreibende und ihr Publikum.

 

Gary Provost hat sich mit seiner lebendigen Art, Dinge zu erklären, mitten in mein Herz geschrieben. Sein Buch ist das beste Beispiel dafür, das jedes Wort zählt.

 

Seine Schreib-Tipps sind unterhaltsam zu lesen und die spielerischen Übungen («Games») motivieren dazu, Gelerntes gleich umzusetzen. In den kurzen «Coffee Breaks» zwischen den Kapiteln, leistet Provost Beziehungsarbeit. Am Ende des Buches hat man das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben.

Deshalb habe ich dieses Buch gelesen

Gary Provost ist einer meiner Lieblingsautoren zum Thema Schreiben. Entdeckt habe ich ihn vor Jahren über ein Zitat, das jemand auf Instagram geteilt hat. (Ich habe das Zitat übrigens in Provosts Buch «100 Ways to improve your Writing» wiedergefunden. Dazu in Kürze mehr. Das Buch findest du bereits jetzt auf meiner Bücherberg-Liste.)

Was ich aus diesem Buch mitnehme

Das Wichtigste beim Schreiben ist nicht der Text. Es sind die Leserinnen und Leser (FÜR WEN). Mit ihnen verbindet mich ein stiller Vertrag, der auf gegenseitigem Vertrauen und Zuneigung basiert. Sie müssen mich kennen, damit sie mir vertrauen und meine Texte lieben können. Sie sollen das Gefühl haben, dass ich beim Lesen an ihrer Seite bin, aber mich nicht beim Schreiben sehen.

Alles was ich schreibe, hat Bedeutung. Der Inhalt als Ganzes (das WAS) ist aber weniger wichtig als die einzelnen Elemente (Wörter, Sätze, Stil,...), die ich nutze, um einen Text zu schreiben (das WIE).

Provost teilt in diesem Buch unzählige Schreib-Tipps. Diese hier sind meine liebsten:

  • Schreibe einfach – aber nie langweilig.
  • Ein Wort mit vielen Bedeutungen, hat keine Bedeutung. Wähle ein anderes.
  • Nicht nur die Bedeutung eines Wortes ist wichtig. Achte auch auf seine Form, seine Grösse, seine Länge, seinen Ton, seinen Charakter (ist das Wort selten oder familiär?),... 
  • Je präziser du schreibst, desto interessanter wird der Text.
  • Schreib kompakt. Wenn du aus zehn Wörtern sieben oder aus zwei Wörtern eines machen kannst, wird dein Text fast immer besser.
  • Jedes Wort, das du schreibst, muss einen Job erfüllen. Arbeitet es nicht für deinen Text, lässt du es besser weg.
  • Schreibe aktiv. Das gelingt dir am einfachsten, wenn du über Menschen schreibst und nicht über Dinge. 
  • «Show, don't tell.» – Zeig deiner Leserschaft die Bilder, die in ihrem Kopf entstehen sollen. Erkläre nicht.
  • Trau dich, einen persönlichen Schreibstil zu entwickeln. Wenn du ein einbeiniges Gnu beschreibst, machst du das anders als ich. Und das ist gut so.
  • Verschwinde als Autor*in hinter deinem Text. Deine Leserschaft soll nicht merken, dass sie in diesem Moment liest. 
  • Alles was du schreibst, sendet eine Botschaft an den Lesenden. Ob du es willst oder nicht. Achte auf deine Wortwahl.

Meine Lieblingspassagen

«You're all alone as you read, yet you hear my voice. You don't know me. I don't know you. But we're both acting as if the other were a real individual composed of flesh and bones. The words that I'm addressing to your aren't being uttered now. They were recorded months ago, perhaps years ago. I might be thousands of miles away. I might be dead. (On the other hand, you might not even have been born yet as I write.) All you are really looking at is bunch of black lines that make noises in your head and create a presence that doesn't really exist. It's magic.» (S.47f.)

«People. That's what it's all about. We read to touch other people. To identify with other people. To compare ourselves with other people. To laugh at other people. To see, to hear, to feel other people.» (S.78)

«The reader is running the show. The communication takes place in his head.» (S.89)

«Writing is always an act of faith. You write something in the belief that the reader will understand what you're talking about.» (S.96)

«Nothing takes the place of persistence. [...] Giving up doesn't work. Persistence works. Make every word count.» (S.178)

An diese Menschen habe ich beim Lesen öfter gedacht

An Friederike Kunath, weil dir ganz bestimmt gefallen wird, wie Gary Provost das Schreiben mit Musik vergleicht.

An Isabelle Sailer, weil Provost uns beiden aus dem Herzen spricht, wenn er sagt: «The people you talk to say good stuff, but they don't say stuff good. They have interesting things to say, but they don't always say them in an interesting way.»

An Nathalie Sassine, weil Provost so wunderbare Dinge schreibt wie: «[...] unless there could be some serious consequence of your editing, such as the Third World War or a messy divorce, be prepared to omit needless words from your quotes. When you're conducting an interview, most of the words you take down will prove unnecessary. [... Don't be afraid to edit the spoken word.»

Das hätte ich dem Autor dieses Buches gerne gesagt

Lieber Gary Provost,
du bleibst in deinen Büchern für immer lebendig*. Ich kannte dich nicht, aber wenn ich deine Texte lese, bist du an meiner Seite – genau so, wie du es dir gewünscht hast. Ich hüte deine Werke wie ein Schatz und denke beim Schreiben immer wieder an deine wertvollen Tipps. Danke!

*Gary Provost ist 1995 im Alter von nur 51 Jahren verstorben.

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Zum Beispiel bei Orell Füssli oder Amazon. Ich empfehle dir die wunderschön illustrierte gebundene Ausgabe.

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Hast du dieses Buch gelesen? Lass uns gerne in den Kommentaren darüber diskutieren.

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Kommentare: 2
  • #1

    Friederike Kunath (Montag, 15 Februar 2021 16:12)

    Liebe Barbara, danke für diese schöne Empfehlung, das klingt tatsächlich nach einem Buch für mich... Eine schöne Idee übrigens, die Menschen zu erwähnen, an die du beim Lesen gedacht hast. Ich bin sehr gespannt auf das Buch. Liebe Grüsse Friederike

  • #2

    Barbara Zesiger (Montag, 15 Februar 2021 16:26)

    Liebe Friederike, danke. Erzähl mir dann unbedingt, was du vom Buch hältst. :-)